Was ist ein Waldkindergarten?
Ein Waldkindergarten kommt ohne Türen und Fenster, ohne Dach und Wände aus. Der Gruppenraum der Kinder ist der Wald, die Wiese – die Natur. Die Kinder verbringen einen Großteil ihrer Kindergartenzeit im Wald und damit wirklich im Freien. Ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Nur bei extremen Witterungsbedingungen steht eine beheizbare Schutzunterkunft für die Kinder zur Verfügung.
Als Spielzeug dient den Kindern alles, was sie draußen finden: Stöcker, Steine, Blätter, Tannenzapfen, Rinde, Schneckenhäuser… Im Wald und auf der Wiese entwickeln Kinder ihre eigenen kreativen Spiele und es bieten sich ihnen vielfältige Anregungen, sich mit ihrer Umwelt und den anderen Kindern auseinanderzusetzen.
Ein Waldkindergarten ist ein staatlich anerkannter Kindergarten. Im gesamten Bundesgebiet gibt es zur Zeit schon ca. 1000 Wald- und Naturkindergärten.
Das Besondere am Waldkindergarten
In einem Waldkindergarten steht den Kindern genügend Raum für ihre körperliche, geistige, emotionale und soziale Entwicklung zur Verfügung. Im Wald können Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben. Sie laufen Hügel hinauf und hinunter. Sie balancieren über umgefallene Bäume und Äste und klettern auf Bäume. Sie springen über Pfützen und Wurzeln.
Kinder erleben den Wald, die Pflanzen und Tiere hautnah im Wandel der Jahreszeiten. Im Wald lassen sich zahlreiche Anlässe finden, Fragen zu stellen und seiner Neugier, seinem Wissensdurst freien Lauf zu lassen.
Im Wald bietet sich Kindern die Möglichkeit, auf natürliche und selbstverständliche Art und Weise zahlreiche Sinneserfahrungen zu machen und sie damit ganzheitlich zu fördern. Wenn es regnet, dann können Kinder die Tropfen auf ihrer Haut spüren, sie hören die unterschiedlichen Geräusche des Regens, wie er auf die Erde oder von Blättern tropft. Bei Regen verändert sich der Geruch im Wald. Der Wald wird etwas dunkler, dann wieder heller und umgekehrt.
Soziales Lernen
Durch das Fehlen von räumlichen Grenzen und vorgefertigter Spielmaterialien wächst die Bedeutung der Gruppe für die Kinder. Die Kinder entwickeln meist neue kreative Spiele und müssen sich dazu mit den anderen Kindern austauschen und abpsrechen. Die Kinder treffen am Morgen eine demokratische Entscheidung an welchen Waldplatz sie wollen und müssen während des gesamten Tages z.B. auf dem Weg zum Bauwagen aufeinander Rücksicht nehmen, sich helfen oder aufeinander warten. In so einem Alltag erlernen Kinder sich zuzuhören, andere aussprechen zu lassen und seine eigene Meinung zu äußern und zu vertreten. Durch die gemischtaltrige Gruppe ist jedes Kind einmal in der Rolle des Kleineren und mal in der Rolle des Größeren.
Die Mystik des Waldes – Phantasievolles Spielen in der Natur
Neugier, Spannung und Abenteuer ergeben sich im Wald von selbst. Die Natur bietet in optimaler Weise zahlreiche Spielmöglichkeiten, die die Kreativität und die Eigenaktivität der Kinder anregen. Das Erleben der Naturerscheinungen des Waldes, das Spiel mit Naturmaterial und auch die Stille wecken täglich aufs Neue die Neugierde und fördern die Phantasie der Kinder.
So ist die Freispielzeit im Waldkindergarten geprägt durch verschiedenste Spielmöglichkeiten: bspw. verwandeln sich die Kinder bei Rollenspielen in Tiere oder Räuber, Ritter oder Indianer. Beim Spielen mit den Elementen entstehen z.B. Wildschweinfallen, Zwergenwohnungen, Staudämme oder Tipis.
Da werden Hänge zu Rutschbahnen, Baumstämme zu Piratenschiffen und Äste zu Schwertern oder Ferngläsern. Die Kinder nehmen im Laufe der Jahreszeiten verschiedene Stimmungen und Geräusche im Wald wahr: das Rauschen des Baches, das Glitzern des Raureifes, das Wechselspiel von Licht und Schatten. Dadurch werden die Kinder aufmerksam und offen für die Wunder der Natur.